Penthesilea
Penthesilea - Theaterhaus-Jena - Choreographie Kampfszenen - 2017
PENTHESILEA nach Heinrich von Kleist im Theaterhaus Jena
Premiere 3. März 2017, 20:00 Uhr
Mit: Ella Gaiser, Sophie Hutter, Klara Pfeiffer, Saskia Taeger
Live-Musik: Lukas Lonski
Regie: Nick Hartnagel
Ausstattung: Yassu Yabara
Dramaturgie: Simon Meienreis
theaterhaus-jena.de
Für Kultur und Fortpflanzung haben die Amazonen feste Regeln: Nur den Mann, den die Amazone im Kampf besiegt, darf sie heim zum Rosenfest
bringen und ein Kind mit ihm zeugen. Im Anschluss wird der Mann in die Wüste gejagt und nur der weibliche Säugling am Leben gelassen.
In der Frauengesellschaft herrscht ein vermeintlich männlicher Tonfall. Kampfkraft und Mut gelten als Ideale der „busenlosen“ Weiber.
Die Gesetze gelten auch für die Königin, Penthesilea, doch verliebt sie sich in den schönen, griechischen Kämpfer Achilles und gerät
in einen schweren inneren Konflikt mit der Tradition.
Achill lässt sich aus Liebe scheinbar von ihr besiegen, doch als sie die Täuschung durchschaut, eskaliert die Situation. Getrieben von
Wahn und Verzweiflung, erotischer Energie und Besessenheit, tötet sie Achill und hetzt ihre Hunde auf ihn. Zerbrochen an den kulturellen
Regeln ihrer Gemeinschaft, bleibt Penthesilea nur der Griff zum Dolch …
Kleists Drama handelt von einer Frau, die in ihrem Umfeld keine Chance hat herauszufinden, wer sie wirklich ist. In Nick Hartnagels Inszenierung
trifft die Schönheit der Sprache Kleists auf moderne, medial vermittelte Frauenbilder, die fast immer von Männern entwickelt, gefilmt und vermarktet werden.
Ausschnitt Thüringer Allgemeine, Ulrike Kern:
„Als Collage aus verschiedenen Zeitepochen und Stilmitteln kombiniert Regisseur Nick Hartnagel in seiner Inszenierung das Kleistsche Stück mit modernen Texten,
mit Videosequenzen, mit Live-Musik ( Lukas Lonski) zu einem spannungsreichen Spektakel. Das hat den großen Vorteil: Es ist trotz seiner Länge unglaublich kurzweilig,
und man will unbedingt wissen, was sich das Inszenierungsteam noch hat einfallen lassen.
© Joachim Dette
Über allen steht das eine große Thema: Emanzipation in allen Facetten. Das könnte für manchen abschreckend wirken, nicht jeder liebt die Feminismus-Debatte.
Doch in Jenakann man sich getrost darauf einlassen. Die vier unglaublich wandelbaren Schauspielerinnen SaskiaTaeger, Ella Gaiser, Sophie Hutterund Klara
Pfeifferschlüpfen in unzählige Rollen und Situationen, wechseln in harten Schnitten zwischen Slapstick und Tragödie. Sie reisen mit der Serie „Mad Men“
beispielsweise ins New Yorkder 60er, als die männerdominierte Werbebranche noch eine Goldgrubewar. Auch die Erfolgsserie „Sex and the City“ bietet zu dem
Thema etliche Steilvorlagen und wirft die Frage auf, ob Frauen, wie Männer Sex haben können – so ganz ohne Gefühle. Und ob man mit einem Dildo besser bedient wäre.
© Joachim Dette
Voller Humor gelingt auch die Szene mit Lutz, dem Seminarleiter, der die Körpersprache der Frauen analysiert. Jede Faser des weiblichen Körpers, die X-Beine,
das ständige Lächeln signalisieren doch: Von uns geht keine Gefahr aus. Der Beispiele gibt es viele an diesem Abend – und sie werden nicht mit erhobenem
Zeigefinger serviert: Die Ministerin, die keinen Mann ins Bett bekommt, wenn sie ihren Beruf verrät. Die unterbezahlte Fernsehredakteurin, die Werbetexterin,
die auf dem Karrierehöhepunkt ausgerechnet schwanger wird. Und natürlich Penthesilea, deren Leben tragisch endet.“
© Joachim Dette